Gezielte Handgriffe mit großer Wirkung: Wie manuelle Therapie Schmerzen lindert und die Beweglichkeit verbessert
Schmerzen im Rücken, ein steifes Gelenk oder wiederkehrende Verspannungen im Nacken – viele Menschen leiden unter Beschwerden des Bewegungsapparates, die ihren Alltag einschränken. Eine bewährte Methode in der Physiotherapie, um diesen Problemen auf den Grund zu gehen und gezielt zu behandeln, ist die manuelle Therapie.
Doch was genau steckt hinter dieser Behandlungsform? Und wann ist sie sinnvoll?
Was versteht man unter manueller Therapie?
Die manuelle Therapie ist eine spezielle Technik innerhalb der Physiotherapie, bei der Gelenke, Muskeln und Nerven mit den Händen behandelt werden. Ziel ist es, Bewegungsstörungen zu erkennen und zu lösen – etwa durch sanfte Mobilisation, Dehnungen oder gezielte Druck- und Zugbewegungen.
Anders als bei einer klassischen Massage geht es hier nicht nur um Entspannung, sondern um die Wiederherstellung der natürlichen Beweglichkeit. Manuelle Therapie darf nur von speziell ausgebildeten Physiotherapeut:innen mit entsprechender Zusatzqualifikation angewendet werden.
Wann ist manuelle Therapie sinnvoll?
Diese Methode eignet sich bei einer Vielzahl von Beschwerden, insbesondere wenn Bewegungseinschränkungen oder Schmerzen in bestimmten Körperregionen vorliegen. Typische Anwendungsgebiete sind:
1. Gelenkbeschwerden
Zum Beispiel bei Arthrose (z. B. Knie, Hüfte, Schulter) oder nach Gelenksverletzungen wie Bänderrissen oder Luxationen. Die manuelle Therapie kann helfen, die Beweglichkeit zu verbessern und Schmerzen zu lindern.
2. Rückenschmerzen
Egal ob akut oder chronisch: Häufig sind blockierte oder eingeschränkte Wirbelgelenke die Ursache. Durch gezielte Mobilisation kann die Funktion wiederhergestellt und die Muskulatur entlastet werden.
3. Nackenverspannungen und Kopfschmerzen
Besonders bei sogenannten zervikogenen Kopfschmerzen, die durch Probleme im Halswirbelsäulenbereich ausgelöst werden, ist manuelle Therapie sehr wirksam.
4. Kiefergelenksprobleme (CMD)
Knackende, verspannte oder schmerzhafte Kiefergelenke werden oft erfolgreich mit manueller Therapie behandelt – auch in Zusammenarbeit mit Zahnärzt:innen.
5. Nervenreizungen (z. B. Ischias, Karpaltunnelsyndrom)
Wenn Nerven durch Gewebeengen gereizt oder eingeklemmt werden, kann manuelle Therapie die umliegenden Strukturen gezielt entlasten.
Beispiele aus der Praxis
Beispiel 1 – „Frozen Shoulder“ bei einem Büroangestellten
Ein Patient kommt mit stark eingeschränkter Schulterbeweglichkeit. Mithilfe manueller Gelenkmobilisation, kombiniert mit aktiven Übungen, kann die Beweglichkeit schrittweise verbessert und die Entzündung reduziert werden.
Beispiel 2 – Rückenschmerzen nach Bandscheibenvorfall
Eine Patientin klagt über anhaltende Schmerzen in der Lendenwirbelsäule. Nach ärztlicher Abklärung und MRT-Diagnose erfolgt eine manuelle Mobilisation der Wirbelsäule zur Druckentlastung der betroffenen Strukturen, ergänzt durch stabilisierende Übungen.
Beispiel 3 – Kiefergelenk und Nacken nach Zahnspange
Ein junger Mann hat nach kieferorthopädischer Behandlung Kopfschmerzen und Kieferknacken. Die manuelle Behandlung des Kiefergelenks und der umliegenden Halsmuskulatur bringt deutliche Erleichterung.
Wie läuft eine Behandlung ab?
In der ersten Einheit wird gemeinsam analysiert, woher die Bewegungseinschränkung oder der Schmerz stammt. Anschließend wendet die Therapeutin oder der Therapeut gezielte Handgriffe an, um Gelenke zu mobilisieren, Muskeln zu entlasten oder das Nervengewebe zu entstauen. Je nach Beschwerdebild erfolgt die Therapie in mehreren Einheiten – meist kombiniert mit individuellen Übungen zur nachhaltigen Verbesserung.
Österreich-Bezug: Wichtige Hinweise
In Österreich ist manuelle Therapie eine geschützte Technik, die nur nach ärztlicher Verordnung und durch qualifizierte Physiotherapeut:innen durchgeführt werden darf. Die Zusatzqualifikation wird durch spezialisierte Fortbildungen nach internationalen Standards (z. B. Maitland-Konzept, Mulligan oder Kaltenborn-Evjenth) erworben.
Viele österreichische Krankenkassen übernehmen die Kosten anteilig, wenn eine Verordnung und Bewilligung vorliegen. Wir beraten dich gerne dazu.
Fazit: Sanfte Hände, gezielte Wirkung
Die manuelle Therapie ist eine wirksame Methode zur Behandlung von Schmerzen, Blockaden und Bewegungseinschränkungen – individuell, gezielt und ohne Medikamente. In Kombination mit aktiven Übungen kann sie helfen, die Lebensqualität deutlich zu verbessern.
Du hast Beschwerden und möchtest wissen, ob manuelle Therapie für dich geeignet ist?
Quellen:
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Physio Austria – https://www.physioaustria.at
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ÖGK Gesundheitsinformation – https://www.gesundheitskasse.at
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Deutsche Gesellschaft für Manuelle Therapie (DGMT)
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WHO: Non-drug treatment strategies for musculoskeletal pain (2021)